Spielerporträt Marco Zinnel

Heute setzen wir nach einer kurzen Pause die Serie der Porträts unserer Männer 1 fort. Diesmal unser Kapitän Marco Zinnel.
Zur Zeit ist Marco leider verletzt und es ist auch noch nicht ganz klar, wann der schmerzlich vermisste Marco die Mannschaft wieder auf dem Spielfeld unterstützen kann. Wir drücken weiter die Daumen und wünschen gute Besserung!

Wir schreiben das Jahr 1997. Helmut Kohl ist Kanzler. Im Fußball wird Bayern München Deutscher Meister, Schalke und Dortmund gewinnen UEFA-Cup und Champions League und der TBV Lemgo wird Deutscher Handball Meister. Zu dieser Zeit begibt sich in Friedberg ein kleiner Knirps im zarten Alter von fünf Jahren erstmals ins Training bei der TG Friedberg.  Sein Name ist Marco Zinnel.  22 Jahre später trägt er immer noch das Friedberger Trikot und gilt als das Gesicht seiner TG. Dabei hätte alles ganz anders kommen können. „Mein Opa war zwar (Großfeld-) Handballer, mein Vater dagegen Fußballer. Die Entscheidung für den Hallensport wurde durch meine Mutter begünstigt. Sie hatte einfach keine Lust, bei Regen draußen auf dem Platz zu stehen“, gibt Marco Zinnel Einblick zu dieser Entscheidungsfindung.

In seiner Geburtsurkunde steht zwar Frankfurt, aber er ist ein Ur-Friedberger durch und durch, der im Stadtteil Fauerbach groß geworden ist und dort auch heute noch lebt. Den Status, als Gesicht des TG-Handballs zu gelten, stellt er nicht in Abrede.  Gleichzeitig nennt er auch Gründe dafür. „Das mit dem Gesicht will ich nicht abstreiten und sehe es auch so, ich werde in der Stadt viel auf Handball angesprochen“, bestätigt er und nennt gleichzeitig Gründe dafür, weshalb es so ist. Einmal ist er eines der letzten Überbleibsel aus dem großen Jahrgang der 2014er Meistermannschaft um den damaligen Kapitän Steffen Rosenschon. „Mittlerweile haben wie etliche Spieler, die von außen zu uns gestoßen sind. Ich komme von hier, bin in der Stadt bekannt und steche dadurch etwas heraus“, nennt er einen weiteren Faktor. Sein Bekanntheitsgrad resultiert sicherlich auch daher, dass er lange Jahre beim VfB Friedberg Wasserball gespielt, dieser Leidenschaft aber weitgehend den Rücken gekehrt hat. „Im letzten Jahr waren es nur noch 3 Spiele. Zuletzt bin ich wieder öfter ins Wasser, weil ich mich auf den olympischen Triathlon in Hamburg vorbereitet habe, bei dem ich im Juli dabei war“, klärt er auf. So erscheint es mehr als erstaunlich, dass er sich darauf vorbereitet, Friedberg doch den Rücken kehren zu wollen. „In Beienheim habe ich ein Haus gekauft, das ich derzeit umbaue und in das ich mit meiner Freundin Nora  einziehen werde“, beruhigt er alle, die einen Abschied als Handballer vermuten.

„Woanders spielen, auf keinen Fall. Ich weiß wo ich hier bin, es passt alles“, erklärt er mit Nachdruck. Für ihn kommt es einer Art Frage der Ehre gleich, seinem Verein die Treue zu halten. Er gesteht zwar, dass es in der Vergangenheit immer wieder lose Anfragen anderer Verein gab, er diese aber stets ablehnte. „Mittlerweile hat man realisiert, dass es keinen Sinn macht, mich diesbezüglich zu kontaktieren“, macht er klar.

Auf dem Spielfeld hat er die These widerlegt, dass eine gute Rückraumreihe einen Linkshänder auf Rechts-Halb braucht. Seit Jahren spielt Zinnel als Rechtshänder im rechten Rückraum und hat diese Variante mehr als salonfähig gemacht. Er ist schnell auf den Füßen und technisch so gut ausgebildet, dass es ihm leichtfällt, seine Gegenspieler sowohl mit der- als auch gegen die Hand auszuspielen. Er geht den direkten Weg. Dahin wo es wehtut, sucht den Zweikampf und vermeidet unnötigen Schnickschnack.  Er verfügt nicht über den wuchtigen Körper, den klassische Rückraumschützen auszeichnen und sie befähigt im Sprungwurf die Abwehr zu überwinden. Daher hat er die Technik des Unterarmwurfs, um den Abwehrspieler herum, extrem verfeinert.  Die Abwehrspieler wissen in der Regel zwar was passieren wird „wenn der Zinnel kommt“, finden aber trotzdem oftmals keine Mittel ihn zu verteidigen.

Er hat zwar derzeit das Kapitänsamt inne, gilt als der erste Ansprechpartner von Trainer Jezewski und fungiert als Bindeglied zwischen ihm und der Mannschaft, aber als die absolute Führungsfigur, die auch schon mal verbal vorangeht, sieht er sich nicht. Wer ihn kennt, beschreibt ihn als ruhig und zurückhaltend. „Ich denke schon in einer gewissen Art Führungsspieler zu sein, aber nicht derart, dass ich lautstark andere herumkommandiere. Das liegt mit nicht“, gibt er Einblick in sein Innenleben.

Dass im Handballsport in weniger Zeit viel passieren kann, ist nicht neu. Aber dass der Handball in der Kreisstadt in naher Zukunft ohne einen Marco Zinnel auflaufen wird, ist nur schwer vorstellbar. Und selbst wenn er irgendwann einmal nicht mehr als Aktiver im weißen Trikot spielt, will er seiner TG treu bleiben. „Als Trainer sehe ich mich da eher nicht, das habe ich im Jugendbereich schon gemacht. Ich werde sicher irgendeine Form finden, mich im Verein einzubringen“, deutet er an.
Noch ist Zinnel aber auf dem Spielfeld unverzichtbar. Und solange er noch genügend Socken im Schrank hat, wird das auch so bleiben, denn für ihn gehört es zu einem unverzichtbaren Ritual, bei allen Spielen zwei Paar Socken übereinander zu tragen.